Helfen Argumente? Ein vermutlich unwirksamer Appell und eine Bilanz (Vortragsreihe "Kritik und Bildung – wie Orientierung entsteht")
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Vortragsreihe "Kritik und Bildung – wie Orientierung entsteht" an der Hochschule Konstanz
Die Vortragsreihe wendet sich ausdrücklich an ein Publikum ohne Vorkenntnisse in Philosophie, Ideen- oder Kulturgeschich -te, hat also einführenden Charakter.
Veranstaltungsdetails
Öffentlicher Vortrag von Prof. Dr. phil. Volker Friedrich, Hochschule Konstanz
Der Verweis aufs eigene Gefühl gilt manchen als höchstes, nicht hintergehbares Argument – und viele wissen dabei noch nicht einmal, dass Gefühlsäußerungen kein Argumente sind. Gewiss, in öffentlichen Debatten und politischen Diskursen waren Emotionen schon immer bestimmend – aber eben nicht nur: Stets gehörte das Ringen um das bessere Argument dazu. Was ist aus diesem Ringen geworden? Helfen Argumente noch? Oder sind sie verzichtbar?
In Idealvorstellungen vieler Philosophen sollte der vernunftgeleitete Austausch von Argumenten und die sachliche Kritik der Argumente des Gegenübers die Politik und das menschliche Miteinander lenken und die Vernunft sogar der Maßstab für die Selbstgestaltung des Einzelnen sein. Das wurde als ein guter Weg angesehen, Orientierung im Gesellschaftlichen wie im Privaten zu gewinnen. Folglich gehörte es auch zur Bildung, sich im Argumentieren zu üben – als Basis für die persönliche Lebensführung und zur Vorbereitung auf einen Betrag des Subjektes zur Gesellschaft. Der Referent wird, vermutlich vergeblich, dafür plädieren, an diese Traditionen anzuschließen.
Volker Friedrich ist Professor für Schreiben und Rhetorik und ist Gründungs mitglied und Direktor des Instituts für professionelles Schreiben (IPS) an der Hochschule Konstanz. Er studierte an der Universität Stuttgart Philosophie, Germanistik sowie Politikwissenschaften, schloss als »Magister Artium« ab und promovierte in Philosophie mit einer medientheoretischen Arbeit. Er absolvierte eine Ausbildung zum Redakteur und arbeitet als Journalist, Kritiker und Publizist für Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten im In- und Ausland.
Friedrich publiziert insbesondere zu philosophischen Fragen.– Er ist Herausgeber des wissenschaftlichen E-Journals »Sprache für die Form – Forum für Design und Rhetorik« (www.designrhetorik.de). Zuletzt gab er »Rhetorik. Ein internationales Jahrbuch (2022)« mit dem Schwerpunktthema »Angewandte Rhetorik« heraus. Für das Studium generale der Hochschule Konstanz organisiert Friedrich seit 2005 regelmäßig Vortragsreihen.
Vortragsreihe "Kritik und Bildung – wie Orientierung entsteht":
Kritik ist seit der griechischen Antike Wert und Methode zugleich und dürfte ein Grund baustein von Bildung sein. Bil dung ist bekanntlich mehr als das Verfügen über Fach wissen, und sie erschöpft sich nicht in beruflicher Kompetenz. Bildung solle, so wird oft vermutet, dem Menschen dabei helfen, seine Persön lichkeit zu entwickeln und zu gestalten, seinen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten und ihm gar Orientierungs wissen an die Hand geben. Selbstredend sind basale Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen Voraussetzung im Erwerb von Bildung. Was aber gehörte schon immer und was gehörte in unseren Tagen dazu? Was sollte man lernen, können, wissen, um Kritik nutzen und üben zu können? Sollte man über rhetorisches Wissen und Fähigkeiten verfügen, gar logisch denken und argumentieren können? Diesen und weiteren Fragen wird die Vortragsreihe nachgehen.