Vortrag von Lutz Dittrich
Veranstaltungsdetails
Das ungeschriebene Büchlein des Josef Knecht - Eine Flaschenpost aus der Zukunft - Vortrag von Lutz Dittrich, Kurator und Projektleiter, Berlin
Am 5. April 1944 notierte Thomas Mann in seinem Tagebuch: „Das ‘Glasperlenspiel’ in großen Sprüngen. Vieles doch breit und schwach, undramatisch, vom Menschen nichts Neues. Klug und viel wissend. Frommer Snobism in der Musik, nach Purcell ist es nicht mehr edel ...“ Dem Wagner-Verehrer blieb nicht nur die musikalische Programmatik, sondern vorerst auch der politische Gestus des „Glasperlenspiels“ verborgen: Hesse hatte entsprechende Verweise vor allem in dem bereits 1938 ausgearbeiteten „Rundschreiben“ zu sorgfältig getilgt. Während die NS-Behörden 1942 die Veröffentlichung des „Glasperlenspiels“ untersagten, ließ die Wehrmacht einige Bücher Hesses mit hoher Auflage nachdrucken. Vollends verwirrend sind die erst bei der Ausstellungsrecherche aufgefundenen zahlreichen Nachdrucke älterer Hesse-Texte in den der NSDAP unterstehenden Besatzungszeitungen: Hesse war zwischen die Fronten geraten. Und seine rettende Flaschenpost erreichte die Deutschen erst 1946.