NATURKUNDE auf dem Life-Pfad Untersee
Sowohl Spaziergänger als auch Naturbegeisterte kommen hier auf ihre Kosten: Auf schönsten,
leicht begehbaren Radolfzeller Uferwegen zwischen Mettnauturm und dem Naturfreundehaus Bodensee in Markelfingen verläuft auf einer Länge von insgesamt sechs Kilometern der Life Pfad Untersee. Er bringt Einheimischen sowie Ferien- und Kurgästen mit über 20 anspruchsvoll gestalteten Tafeln die Natur näher.
Der lehrreiche Weg heißt so, weil er beim gemeinsamen „Life-Projekt Untersee“ von Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Regierungspräsidium Freiburg in den 2000er Jahren erstellt wurde. Die Europäische Union hatte das Vorhaben aus ihrem Life-Fördertopf für Natur-Projekte unterstützt. Der Untersee als der filigrane und romantische Teil des Bodensees zwischen den Städten Stein am Rhein, Radolfzell und Konstanz ist auch der Bereich unseres Sees, der mit der reichsten Natur, mit den meisten Tier- und Pflanzenarten ausgestattet ist.
Der Mettnauturm als Übersichtsplatz des gesamten Pfad-Gebiets, zwei Aussichtsplattformen, und viele schöne Ausblicke am Ufer sind wichtige Elemente des Life-Pfads. Dort können Leselustige viel Wissenswertes über die zahlreichen Wasservögel, die Auenwälder und Schilfgebiete, die Kiesufer und Streuwiesen erfahren. Auch herrliche Zeichnungen machen den Pfad mit seinen Tafeln zum Lernerlebnis. Das wird am Ufer beim Radolfzeller
Klärwerk, im Volksmund „Faules Ei“, besonders deutlich: Dort beschreiben zwei Tafeln die Entstehung des Sees und das harte Leben der Bodensee-Bewohner während der Eiszeit. Das
wird ausgesprochen schön ins Bild gesetzt.
Eine weitere Tafel des Pfads berichtet über die Pfahlbau-Bewohner. 36 Pfahlbau-Siedlungen gab es einmal am Untersee, auch einige an den Ufern des heutigen Radolfzell. Es war ein lebendiges Dorf-Netzwerk, verbunden mit dem damals schnellsten Verkehrsmittel:
dem Boot.
Im Mittelpunkt des Life-Pfads stehen aber die Tier- und Pflanzenarten und ihre Lebensräume. Auf dem Gelände des Turnerheims am Eingang der Halbinsel Mettnau berichten zwei Tafeln in einem Quiz mit vielen Bildern über die „Vogelzug-Drehscheibe Untersee“: Brutvögel aus Sibirien und Skandinavien, aber überraschenderweise auch aus Spanien, verbringen zu Zehntausenden den Winter bei uns – genauso wie unsere Zugvögel nach Afrika fliegen. Es sind um die zehn Entenarten, aber auch Fischjäger aus der Familie der Säger, Gänse und Singschwäne – mit gelbem Schnabel, die sich hier für vier, fünf Monate niederlassen. Sie
mausern und finden im flachen, fruchtbaren, lichtdurchfluteten Wasser des Untersees genug zu fressen: Tafel- und Reiherenten ernähren sich von Dreikantmuscheln, andere Enten von Armleuchteralgen oder von Kleintieren, die in den Armen dieser für den Untersee typischen Pflanzen leben.
Im Sommer sind das ausgedehnte Schilf und die feuchten Auenwälder – wie auf der Mettnau – für die Brutvögel wichtig. Sie machen Radolfzell im Mai zum Nachtigallen-Paradies. Rohrsänger und Rohrammern sind aufgeregte Sänger, die im Röhricht der Schilfzonen brüten. Auch über sie berichtet der Life-Pfad. Dass die Halbinsel Mettnau nun schon seit 80 Jahren Naturschutzgebiet ist, liegt auch an den Streuwiesen. Sie heißen so, weil das raue Gras früher als Einstreu im Stall genutzt wurde, als Ersatz für Stroh. Dort blühen im Juni Orchideen und die blaue Sibirische Schwertlilie. Fachleute des Naturschutzbunds (NABU) mähen und betreuen diese selten gewordenen Lebensräume
Aus dem 'zeller Magazin 06/2018, Text Thomas Gieseinger