Ach wie gut, dass niemand weiß …
Der Schlegele-Beck und die sieben Höllteufel sind an Fasnacht von früh morgens bis spät abends auf der Hut, um nicht enttarnt zu werden. Keiner hat es bisher geschafft, die Radolfzeller Maskengruppe zu entlarven.
Das Maskentragen hat bis heute in der Fasnacht seinen festen Platz und in vielen Narrenstädten wird ein strenger Umgang mit dieser Tradition gepflegt. In Villingen etwa darf die „Scheme“ nur in eigens ausgewiesenen „Stüble“ abgelegt werden, eine öffentliche Entblößung des Gesichts ist dort, wie in vielen anderen schwäbisch-alemannischen Fasnachtsstädten, verpönt. Der Elzacher Schuttig mit seinem Schneckenbeladenen Dreispitz ist nicht einmal imstande, die Holzlarve mit Hut selbstständig abzulegen. Wenn einmal die festgezurrten Lederriemen Maske und Hut zusammenhalten, läuft er so lange durch die Fasnacht, wie er nur kann. Ähnlich ist das bei Strohfiguren, etwa in Leipferdingen.
Einmal eingepackt, kommt der Verkleidete erst wieder aus seinem Haferstroh, wenn sich der Brauch dem Ende neigt. Zuvor wird ihm das Stroh sorgfältig auf den Leib geschneidert, bis zuletzt nicht einmal mehr die Nasenspitze zu sehen ist.
Auch die acht Narren der Radolfzeller Fasnachtsgruppe „Schlegele-Beck und die sieben Höllteufel“ haben es nicht leicht. Von frühmorgens bis spätabends sind sie immer auf der Hut. Das oberste Gebot der 1996 gegründeten Brauchtumsgruppe lautet: Die Anonymität ihrer Maskenträger ist unter allen Umständen zu wahren, eine Enttarnung ist strikt zu vermeiden. So bleibt die Faszination an den einzelnen Figuren erhalten und kann dem Tragen der Larven einen wirklichen Sinn geben. Vor allem bereitet es dem Schlegele Beck Spaß, die „Wunderfitzigkeit“, sprich Neugier, der Radolfzeller Bürger auf die Spitze zu treiben.
Besonderen Humor bewies einmal der frühere Stadtpfarrer Maurer. Der bot dem Schlegele-Beck und den Höllteufeln närrisches Asyl an und am Schmutzige Dunschtig zeigte er sich demonstrativ mit den Teufeln am Pfarrhaus-Fenster, um den Bürgern zuzuwinken.
Durch ihre aufrichtige Art haben der Schlegele-Beck und seine Höllteufel die Herzen vieler Narren erobert. In der Altstadt von Radolfzell hat die Gruppe viele geheime Verstecke, wo ihnen Bürger in ihren Wohnzimmern Essen und Trinken bereitstellen, damit sich die Narren von ihrem anstrengenden Tagwerk gelegentlich erholen können. Ihnen wird sogar gewährt, sich in den Stuben von innen einzuschließen, damit sie unbefangen ihre Masken ablegen können.
Die Radolfzeller Bürgern sind mit dem Schlegele-Beck schon lange vertraut, handelt es sich doch dabei um einen Bäckermeister, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts seinen Laden in der dortigen Höllstraße besaß. Aber auch über den Sohn des Bäckermeisters, Hans Schlegel, gibt es viele Geschichten, die manchmal noch von alten Radolfzellern erzählt werden. Seit Generationen taucht dieser Narrenvers vom Bäcker auf, der sein Hinterteil aus dem Fenster streckt und dadurch die Leute zum Nachdenken animiert, ob es sich dabei um ein Brötchen (Weckle) oder um etwas „Fleischliches“ handelt.
In der Höllstraße war allerdings nicht nur der Beck angesiedelt, sondern auch die Höllbrauerei, die vor rund 100 Jahren ihren Hopfensaft auf Postkarten und Bierkrügen
mit dem Teufel bewarb. Aus diesem Gebräu entstanden die sieben Höllteufel, die jedes Jahr in der Fasnachtszeit den Schlegele-Beck begleiten. Auch in der kommenden Fasnacht wird diese Gruppe wieder in der Radolfzeller Altstadt vermummt ihr Unwesen treiben.
Aus dem 'zeller Magazin 01/2020, Text Michael Fuchs
I de Höllschtroß Nummero sechs,
do wohnt de Schlegele-Beck.
Der schtreckt sin Arsch zum Fenschter nauß,
mer mont es wär en Weck.
Es isch kon Weck, es isch kon Weck,
es isch de Arsch vum Schlegele-Beck.
Do kunnt e Fraule glaufe,
und will des Weckle kaufe.
Do seet de Schlegele-Beck:
„Min Arsch isch doch kon Weck!“
Es isch kon Weck, es isch kon Weck,
es isch de Arsch vum Schlegele-Beck.
(Vers vom Schlegele-Beck)